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In Brehna arbeiteten seit 2020 »die Archäologen« - ein kleiner Einblick

In Brehna erstreckt sich auf ca. 85 Hektar Fläche ein vielversprechendes neues Gewerbegebiet, das nicht nur aufgrund seiner optimalen Lage, sondern auch aus archäologischer Sicht als Hotspot betrachtet wird. 

Bild vergrößern: Dr. Susanne Friederich - Abteilungsleiterin  Bodendenkmalpflege des Landesamt  für Denkmalpflege und Archäologie -  berichtet über die archäologischen Funde.
Dr. Susanne Friederich - Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege des Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie - berichtet über die archäologischen Funde.

Dr. Susanne Friedrich, die Leiterin der Bodendenkmalpflege im sachsen-anhaltischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, betonte zu einem Pressetermin Ende September die Bedeutung dieses Areals. „Im Hinblick auf die archäologischen Funde, stellt Sachsen-Anhalt mit Abstand das spannendste Bundesland dar!“

Seit Ende 2020 waren bis zu 70 Mitarbeiter im Auftrag des Landesamts in Brehna aktiv, um nach archäologischen Spuren früheren Lebens zu suchen und Funde zu sichern. Die Grabungen wurden 2022 abgeschlossen. Alle Fundstücke wurden einzeln gereinigt und digitalisiert, eingetütet und für die weiteren Untersuchungen vorbereitet, z. B. einzelne Schalen auch zusammengesetzt. 

Die Auswertung dieser Grabungen ergab mehr als 10.000 Befunde auf dieser riesigen Fläche. Dieses Ergebnis war durchaus erwartet worden, da in Brehna verschiedene kulturelle Strömungen aus Nord, Süd, Ost und West aufeinandertrafen. Interessanterweise ermöglichten die Funde einen Blick in eine große Siedlung aus der Spätbronzezeit, in der vermutlich bis zu 300 Menschen lebten. Interessant ist, dass die benannten Strömungen Nord-Süd und Ost-West auch heute noch aktiv ist: Die Kreuzung der BAB A9 und die B100 zeugen davon. Diese freigelegte Siedlung war

Bild vergrößern: Jeder einzelne Punkt ist eine Fundstelle.  Zusammengefasst werden diese in Fundstellen dargestellt (eingekreiste Gebiete).
Jeder einzelne Punkt ist eine Fundstelle. Zusammengefasst werden diese in Fundstellen dargestellt (eingekreiste Gebiete).

keineswegs durchschnittlich, wie Dr. Susanne Friedrich feststellt. Hier wurde viel gesiedelt und man bekommt einen intensiven Einblick in die Innengliederung einer Siedlung mit Handwerk, Salzsiedern und eventuell mit Fleischpökelei. Wohnhäuser, Speichergebäude, Brunnen und ein Schwellbalkenhaus.

Zusammengefasst werden diese in Fundstellen dargestellt (eingekreiste Gebiete). Das Grabungsteam unter der Leitung von Sergey Sitnikow unterteilte seine Funde in 11 Fundstellen, wobei in Fundstelle 5 allein über 2000 Funde zu verzeichnen waren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entdeckten auf einem Teil der Gesamtfläche zahlreiche einfach gearbeitete Gefäße und viele kleine Säulen, die in der Fachwelt als Briquetagesäulen bekannt sind. Auf diesen Säulen ruhten kleine Schalen, unter denen Feuer brannte. Es handelte sich um eine Salzsiederei. Die Herstellung von Salz war damals von

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Grabungsleiter Sergey Sitnikow stellt dar, wie viel man aus einem einzigen Fundstück erkennen und ablesen kann

großer Bedeutung, da es für verschiedene Zwecke verwendet wurde. Es bleibt jedoch offen, ob das Salz nur für den Eigenverbrauch oder auch für den Handel produziert wurde. Die genauen Details sind noch nicht bekannt, da die Fachleute mit ihren Vermutungen zurückhaltend sind und abschließende Untersuchungen dazu ausstehen. Die Salzsiedestellen waren jeweils zweimal zweieinhalb Meter groß und wahrscheinlich mit einem Zeltdach über drei Pfosten abgedeckt, um die Siedeschalen vor Regen zu schützen und die Wärme zu halten. Auf dem ersten Flyer ist eine solche Rekonstruktion einer Salzsiedestelle dargestellt. Bei einer Temperatur von 80 Grad verdampfte das Wasser langsam,und das Salz war nach etwa drei Tagen abgesetzt. Dabei wurden Schalen benutzt, die

Bild vergrößern: Funde der Spätbronzezeit aus Brehna
Funde der Spätbronzezeit aus Brehna

nachweislich als „lausige Keramikarbeiten“ bezeichnen kann. Grabungsleiter Sergey Sitnikow stellt dar, wie viel man aus einem einzigen Fundstück erkennen und ablesen kann. Doch es wurden auch verzierte Keramiken gefunden. Diese kann man sogar bis auf 10 Jahre genau datieren. Es verhält sich dabei nämlich genauso wie mit z.B. heutigen Kleigungsstücken.

Die Archäologen planen, der Öffentlichkeit spezielle Geschichten über diese faszinierende Entdeckung zu erzählen. Der erste extra hergestellte Flyer berichtet von einem Grabungs-Glücksfall: von einem der o.g. Öfen zur Salzsiedeherstellung. Dieser ist vermutlich ganz plötzlich umgefallen und wurde sehr gut erhalten. Auch die Bürgermeisterin von Sandersdorf-Brehna Steffi Syska freut sich auf weitere Erkenntnisse aus der Bronzezeit-Siedlung und betont die Bedeutung der

Bild vergrößern: Auf dem ersten Flyer ist eine solche Rekonstruktion einer Salzsiedestelle dargestellt.
Auf dem ersten Flyer ist eine solche Rekonstruktion einer Salzsiedestelle dargestellt.

Entdeckungen für die Region. Insgesamt sind diese Ausgrabungen ein faszinierender Einblick in das Leben einer bronzezeitlichen Siedlung, in der Salzherstellung und Handwerk eine wichtige Rolle spielten.

Nachzuweisen ist übrigens die Salzherstellung u.a. durch das Auffinden von salzliebenden Pflanzen. Einige Geschichten wurden auch schon der regionalen Presse angedeutet. So sind Archäologen auch manchmal Kriminalisten, wie Frau Dr. Friederich berichtet. Ein gefundenes Frauenskelett (römische Kaiserzeit) mit einem Bronzedraht um den Hals, platziert in einem Brunnen lassen Platz für viel Fantasie und Spekulation. Lassen wir uns überraschen, ob es darüber eine eigene Geschichte geben wird. Fest steht auf jeden Fall, dass sich der nächste Flyer mit der Teerproduktion am Ende der Steinzeit beschäftigt. Wir informieren im nächsten Lindenstein über Ausgabestellen des Flyers.

Stefanie Rückauf
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/ Stadtmarketing