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Ortsfeuerwehr Roitzsch informiert - Indienststellung First Responder Einheit -

Seit dem 21.02.2024 gibt es bei der Ortsfeuerwehr Roitzsch eine aktive „First Responder Einheit“. Doch was ist das denn überhaupt?

First Responder Einsätze kommen dann zustande, wenn ein Notruf bei der Rettungsleitstelle mit bestimmten Stichworten eingeht und sich der jeweilige Disponent nach pflichtgemäßem Ermessen dazu entscheidet, dass durch den Einsatz der First Responder, wertvolle Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen überbrückt und genutzt werden sollte. Stichworte hierzu können unter anderem laufende oder notwendige Reanimationen, Kreislaufprobleme beispielsweise mit Bewusstlosigkeit oder sonstige lebensbedrohliche und zeitkritische Notfälle sein.

Wer kommt dann bei solchen Einsätzen? In den Gemarkungen Roitzsch und Petersroda wird in solchen Fällen eine Gruppe speziell ausgebildeter Einsatzkräfte und Führungskräfte der Ortsfeuerwehr Roitzsch alarmiert. Diese rücken dann, je nach Anzahl der Kräfte und Entscheidung des Einsatzleiters, mit einem der Einsatzfahrzeuge und spezieller Erste-Hilfe-Ausrüstung aus.

Was machen die First Responder dann vor Ort? Die Ausrückezeit von Alarm bis Abfahrt zum Einsatzort lag im Jahr 2023 bei durchschnittlich 2 Minuten und 31 Sekunden. In der Gemarkung Roitzsch können wir somit im Schnitt, jede Adresse binnen 5 Minuten nach Alarm erreichen. Rettungswagen beispielsweise aus Bitterfeld oder Bobbau können, aufgrund der weiten Fahrtstrecken und anderen, teils verkehrsbedingten Faktoren bis zu 12 Minuten benötigen. Diese wertvolle Zeit überbrücken die First Responder, indem sie lebensrettende oder lebenserhaltende Sofortmaßnahmen im Rahmen ihrer speziellen Ausbildung und Kompetenzen leisten.

Was steht den Kräften dafür zur Verfügung? Neben dem oben erwähnten Einsatzfahrzeug stehen den First Respondern spezielle Erste Hilfe -Taschen und -Rucksäcke, welche auf die Ausbildung und das Leistungsbild angepasst wurden, zur Verfügung. So verfügen die Kräfte über Sanitätsrucksäcke nach DIN 14142 (Feuerwehr) und DIN 13155 (First Responder) sowie einen AED (automatischer externer Defibrillator) von corpuls, welcher wiederum über kompatible Anschlüsse zu den Geräten des hiesigen Rettungsdienstes verfügt. Des Weiteren haben unsere Einsatzfahrzeuge Equipment verlastet, um Patienten auch im unwegsamen Gelände oder engen Treppenhäusern sicher zu transportieren.

Wie wird man First Responder und wie läuft die Ausbildung? Derzeit verfügt die OF Roitzsch über 11 vollausgebildete First Responder. Alle von ihnen haben eine 70-stündige Ausbildung durch medizinisches Fachpersonal absolviert. Des Weiteren gehörten noch Einweisungen in die Ausrüstung und Geräte, sowie eine schriftliche und eine praktische Prüfung dazu. Im Schwerpunkt wurden die First Responder realitätsnah vor wahrscheinliche Einsatzlagen gestellt und mussten in kleinen Teams und auch allein, fiktive Einsätze von Ankunft bis Übergabe an den Rettungsdienst meistern. Hier konnte Jeder von Jedem lernen, denn neben unseren Ausbildern, welche alle samt sowohl im Rettungsdienst als auch im Krankenhaus arbeiten, verfügt die First Responder Gruppe selbst über medizinisches Fachpersonal. Vom Notfallsanitäter und Praxisanleiter über Rettungssanitäter bis hin zum Bachelor Medizinpädagogik stehen uns 6 Fachkräfte zur Verfügung. Somit können wir eine abwechslungsreiche Aus- und Weiterbildung durch externe und eigene Ausbilder sicherstellen. Um also First Responder bei uns zu werden, musst du neben einer aktiven Mitgliedschaft in der Einsatzabteilung und dem Interesse an dieser speziellen Tätigkeit noch eine interne Vollausbildung mit Prüfung bei uns durchführen und schon kannst du unser Team unterstützen.

Wer war an dem Projekt beteiligt? In erster Linie muss erwähnt werden, dass die Idee eines solchen Projektes nichts Neues ist. Neben uns gibt es schon seit Längerem ähnliche Projekte in Aken und Priorau. Der Impuls, ein solches Projekt allerdings in Roitzsch zu starten, kam aus der Einsatzabteilung. Die Ortswehrleitung nutzte die über Jahre aufgebauten, guten Kontakte zum Rettungsdienst und entwarf gemeinsam mit unserer federführenden Ausbilderin des DRK Anne Schultz einen Plan und ein Ausbildungskonzept, womit wir dann die Ausbildung starteten. Noch während der Ausbildung musste dann ein Gesamtkonzept zum Projekt angelegt werden. Hier erhielten wir neben Stadtwehrleitung und Stadtverwaltung auch Unterstützung durch Herrn Tony Donath (Fachbereichsleiter BKR), Herrn Christian Kohler (Fachdienstleiter RD und Leitstelle) und Herrn Armin Eisewicht (ärztlicher Leiter Rettungsdienst). Mit dem Konzept in der Tasche und den Einsatzkräften auf Abruf, mussten nun nur noch durch die Leitstelle alle Voraussetzungen zur Alarmierung geschaffen werden und es ging los.

Wie liefen die ersten Einsätze? Binnen kürzester Zeit können wir stand 01.03. auf drei First Responder Einsätze zurückblicken. Bisher lief alles wie geplant und wir erhielten durchweg positive Resonanz aus den Reihen des Rettungsdienstes und der Bevölkerung. Wir konnten auch in den ersten Einsätzen schon Erfahrungen sammeln, welche uns Weiterentwicklungsmöglichkeiten aufzeigten, die wir nun auch zügig umsetzen. Für ein aussagekräftiges Fazit zum Projekt müssen allerdings noch ein paar Einsätze vergehen und Daten gesammelt werden.

Was motiviert uns? In erster Linie motiviert es uns, Menschen, welche Hilfe benötigen, auch helfen zu können. Die erleichterten Blicke der Betroffenen, wenn wenige Minuten nach dem Notruf schon Hilfe eintrifft, sind unbezahlbar und Dank und Anerkennung genug. Das Feedback der Fachkräfte, welche uns dann noch bestätigen, alles richtig gemacht zu haben sind das I-Tüpfelchen. Natürlich macht es aber auch Spaß sich stetig weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Kameradschaft und das Wir-Gefühl steigen bei jedem Einsatz und jeder Übung und auch diese Tatsache ist Motivation.

Ich kann es nur jeder interessierten Feuerwehr nahelegen, sich mit solch einer Idee mindestens einmal auseinander zu setzen. Unsere Stadt und unser Landkreis bieten alle Voraussetzungen und Hilfestellungen, solche Projekte zu verwirklichen.

Oberbrandmeister Marvin Schubert
Ortswehrleiter Ortsfeuerwehr Roitzsch

21.03.2024